Shin Felidae
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Ich habe vier Jahre in Jugendwohnen Sankt Sebastian gewoht, da die Situation mit meiner sogenannten Familie für mich so unerträglich war, dass ich als einzige Alternative neben einem Auszug nur noch den Selbstmord sah.
Meine Entscheidung in das Jugendwohnen Sankt Sebastian einzuziehen betrachte ich bis heute immer noch als die beste meines Lebens.
Hier hatte ich wirklich die schönsten Jahre meiner Jugend!
In diesem Haus hab ich erfahren wie es ist nicht täglich emotionaler und mentaler Misshandlung ausgesetzt zu sein und sich keine Sorgen mehr um die existentiellen Probleme der eignen Eltern machen zu müssen. Ich hab erfahren wie es ist ein Zuhause zu haben mit netten Menschen und das Gruppen funktionieren und schön sein können.
Ich hatte hier zum ersten mal so richtig das Gefühl als Mensch respektiert, unterstützt und geschätzt zu werden.
Wenn ich Ängste oder Sorgen hatte fand ich fast immer ein offenes Ohr, Unterstützung und Verständnis bei einem Betreuer oder einem anderen Jugendlichen.
Mir wurde sogar eine Therapie angeboten, die mich auch heute immer noch weiter bringt.
Das Sankt Sebastian hat mir geholfen auf den Weg zu finden, der mich zur besten Version meiner selbst führt.
Ich wurde aufgenommen, ausreichend unterstützt und konnte mich als Individuum sicher entfalten.
Trotz allem kann ich auch die negativen Kritiken hier teilweise nachvollziehen.
Es gab ein eine Zeit, in der ich genau so dachte wie mancher Komentator hier und mir vornahm ebenfalls eine solch eine negative Bewertung zu verfassen.
Die einzigen Kritikpunkte die ich jetzt noch habe:
1. Ja, den Umgang mit psychischen Krankheiten (Depression), der sich durchaus als schwer gestalten kann, könnte man noch verbessern. Sensibilisierende Schulungen und Seminare für das Personal wären ein Schritt in eine gute Richtung.
2.Mamchmal haben die Betreuer wirklich wenig Zeit für einzelne (besonder für recht selbstständige) Jugendliche, was zwar schade aber auch vollkommen verständlich ist, da relativ viele Jugendliche auf einen Betreuer kommen.
3. Dass man in der Verselbstständigungsgruppe nicht die schönste Küche hat ist ebenso wahr, wie dass man zu Gruppenaktionen "genötigt" wird, aber das ganze Heim wird gerade modernisiert und es gibt echt schlimmeres als ne hässliche Küche, wenn wir mal ehrlich sind...
und das mit den Gruppenaktionen wäre auf freiwilliger Basis vielleicht schöner für alle Beteiligten, aber zur Not man kann auch mal erwachsen werden und anfangen nach den positiven Aspekten zu suchen 🙂
Klar kann man das Sankt Sebastian fürchterlich finden( und wenn man es dann wirklich soo schlimm findet, kann man immer noch was ändern anstatt einfach nur zu jammern)
Die (zumeist) beschissene Familie aus der man kommt oder die Parkbank sind da die zwei Alternativen, die ich damals sah als ich unzufrieden mit dem Jugendwohnen war und da sah ich aufeinmal neben dem ganzen Familien-und Schulstress ganz deutlich all das Gute des Sankt Sebastians:
Die Gruppenabende sind lustig, abwechslungsreich und zumeist entspannend.
Man hat nette Leute, die sich nach dir erkundigen, dir helfen und dich in (den allermeisten Fällen) nicht anschreien und runtermachen, zum reden.
Es gibt jedes Jahr eine Ferienfreizeit im Ausland, wo man mal was von der Welt sieht.
Das ist mehr als ich jeh bei meiner Familie hätte bekommen können und dafür bin ich verdammt dankbar!
Fazit:
Wenn ihr es zuhause nicht mehr aushalten könnt, weil eure Eltern euch durch Misshandlung (egal in welcher Form) einfach nur das Leben zur Hölle machen, ihr nirgendwohin könnt und es euch einfach nur noch mies geht, dann kommt her. Es hilft! (Ihr gewöhnt euch schon an den Ort und die Menschen)
Wenn Sie sich als Elternteil nicht so um ihr Kind kümmern wollen oder können wie Sie es sollten, so lassen sie es bitte an einen besseren Ort wie diesen gehen, danke 🙂
Ich würde es immer wieder so tun und ich vermisse diesen Ort unheimlich sehr <3